Geschichte der Klosterkirche

Geschichte

Die ehemalige Abteikirche Oberelchingen befindet sich auf dem östlichen Ausläufer der Schwäbischen Alb, im Ulmer Winkel, gerade noch auf bayrischen Boden. Durch seine Position auf einer Höhe von 530 Metern ü. d. M. wird den Besuchern ein traumhaftes Panorama geboten, welches bei guter Wetterlage sogar die Sicht bis auf die Alpenkette ermöglicht.

Der Name des ehemaligen Klosters und der dazugehörigen Kirche leitet sich vom vielleicht älteren Ort Unterelchingen ab. Gegründet wurde das Kloster zunächst im Tal Anfang des 12 Jahrhunderts von Adalbert von Ravenstein und seiner Gemahlin Berta, die eine Schwester des Kaisers Konrad III war. Nach einer Hochwasserkatastrophe wurde das Kloster auf dem Berg innerhalb der mittelalterlichen Burganlage neu gegründet. Die Stifter der Neugründung sind Markgraf Konrad von Maife und dessen Frau Luitgart, die Tochter der Erststifter Berta und Adalbert. Eine Stiftungsurkunde existiert jedoch nicht mehr. Als Weihedatum ist der 15 August 1128 bekannt, an anderer Stelle taucht jedoch das Jahr 1142 auf. In diesem Jahr am 26. Februar wurde das Kloster dem Papst unterstellt. Die Unsicherheit vieler Daten ist durch den Verlust authentischer Unterlagen bei einem der vielen Brände im Kloster begründet.

Das Kloster wurde dem Stifterwillen entsprechend von Benediktinern aus Hirsau besiedet. Der Erste Abt was Andreas I. von Aichhaim. Die nach den Bränden immer wieder aufgebaute dreischiffige Pfeilerbasilika ist im Kern romanisch und der allerseligsten Jungfrau, den Apostelfürsten Petrus und Paulus, dem heiligen Benediktus und seiner Schwester der heiligen Scholastika geweiht. Die Konventgebäude der Mönche schlossen sich südlich an die Kirche an. Die Wirtschaftsgebäude befanden sich dagegen nordwestlich und wurden im Jahre 1702 durch einen Gästetrakt mit der Kirche verbunden. Die Brände von 1430 und 1469 führten zu einer Gotisierung der Kirche. Es wurden Maßwerkfenster eingesetzt und der Vierungsturm weiter erhöht. Durch Kaiser Friedrich III. erhielt das Kloster mittels eines Freiheitsbriefs die Reichsunmittelbarkeit. Es war somit direkt dem Kaiser unterstellt. Verheerende Schäden brachte dann der Schmalkaldische Krieg (1546) und vor allem der 30-jährige Krieg mit sich. Die Zerstörungen führten schließlich bis 1684 zu einer Barockisierung. Der Vierungsturm erhielt eine Zwiebelhaube und die ehemals romanischen Fenster eine barocke Ovalform.

Weitere bauliche Veränderungen der Kirche ergaben sich 1746 durch Abt Amandus Schindele, der zeitgemäße Rokokoformen anwendete und vier Jahre darauf halbrunde Seitenkappelen anbauen lies. Ein letzter großer Brand zerstörte 1773 den östlichen Teil des Gotteshauses und den Vierungsturm. Die Renovierungsarbeiten schlossen eine Erneuerung des Dachstuhls und des Chorraums mit ein. Das linke Querhaus und die Kapellen im Norden und Süden der Apsis wurden dabei abgetragen. Im südlichen Querhaus wurde parterre die Sakristei und darüber eine Bibliothek eingebaut die sich bis heute nicht verändert haben. Der Wiederaufbau erfolgte im Chorraum im Stil des Spätrokoko, das Hauptschiff erhielt eine frühklassizistische Ausstattung. Das Wappen des Abt Robert I. Kolb, der dem Wiederaufbau vorstand, ziert heute noch den Chorbogen.

Aufgrund der Säkularisation wurde die freie Reichsstift 1802 aufgehoben. Seitdem ist die Klosterkirche Pfarr- und Wallfahrtskirche. Noch einmal wurde die Kirche gestürmt, und zwar bei der Schlacht von Elchingen im Oktober 1805 durch die Soldaten Napoleons, die dort die Truppen Österreichs besiegten und dann im Kloster bis zum Weitermarsch nach Austerlitz hausten und ihre Verwundeten pflegten.

Chorraum

Fast das gesamte Mauerwerk der Klosterkirche stammt noch aus der Gründerzeit. Die Maße der Kirche betragen 60 m Länge, 20 m Breite und 18 m Höhe. Als ursprünglicher Grundriss wurde das Kreuz gewählt.

Der Mönchschor wurde 1773 – 1777 von Josef Dossenberger d.J. mit einer klassizistischen Holztäfelung ausgestaltet. Links vor dem Altar befindet sich der Abtsthron. Im Bereich der ehemaligen Vierung öffnet sich der Raum zu einem Oval, das vom Chorgestühl der Mönche beherrscht wird. In das Gestühl ließen sich die Benediktiner vom berühmten Orgelbauer Johann Nepomuk aus Ottobeuren eine beachtliche mechanische Chororgel integrieren, die nach einigen Renovierungen heute wieder erklingt. Die Orgel ist gekrönt von der Gestalt der Ekklesia (Kirche), das Blendwerk auf der anderen Seite von König David.

 

Den Raumeindruck bestimmt der gewaltige Aufbau des Hochaltars. Er wurde von ]ohann Michael Fischer aus Dillingen gestaltet, der im Wesentlichen für die Ausstattung der Kirche verantwortlich war. Drei Stufen führen zum Altartisch, der einem Sarkophag ähnlich gestaltet ist. Sechs große korinthische Säulen ragen in die Höhe und Umrahmen das große Altarbild. Das Motiv dieses Bildes ist der Offenbarung des Johannes entnommen. Es ist ein Meisterwerk von Januarius Zick (1785).

Über dem Bild steht die Widmung des Altares: „DEO MATRIQUE VIRGIN“ – „Gott und der jungfräulichen Mutter“. Darüber, gleichsam wie ein Wächter, der Erzengel Michael im Kampf mit dem Bösen. Überlebensgroß stellte f. M. Fischer die beiden Kirchenpatrone, den hl. Petrus (mit Schlüssel) und hl. Paulus (mit Schwert) sowie die beiden Ordenspatrone, den hl. Benedikt und die hl. Scholastika auf dem Altar dar.

Der Altar wird überragt vom Kreuz von J. M. Fischer. Zu ihm gehören die beiden Figuren Maria und Johannes (17. Jh.), links und rechts an den Pfeilern des Hauptschiffes.

Hauptschiff

An den Langhauspfeilern befinden sich die Gemälde von Konrad Huber, gemalt 1804. Sie stellen auf der Nordseite vom Gnadenaltar gesehen die Sieben Schmerzen Mariens dar: Beschneidung im Tempel, Flucht nach Ägypten, der 12-jährige Jesus im Tempel, Jesus und die weinenden Frauen (vier Bilder der Sieben Schmerzen). Auf der Südseite finden wir den hl. Aloysius, und weitere drei Bilder der Sieben Schmerzen: Kreuzigung, Kreuzabnahme und Grablegung. Am letzten Pfeiler, bzw. dem ersten rechts neben dem Kirchenportal, ist die hl. Helena und die Auffindung des hl. Kreuzes dargestellt.

Die Empore trägt die große Orgel. Ihr Prospekt stammt wahrscheinlich von J. M. Fischer (um 1785). Das Werk wurde 1910 von der Orgelbaufirma Steinmeyer neu eingerichtet und 2012/13 renoviert und erweitert.

Mitten in die Kirche setzt J. M. Fischer ein Glaubenszeugnis. Es ist ausgedrückt in der Gegenüberstellung von Taufstein und Kanzel. Das Taufbecken mit klassizistischem Holzdeckel und Rankenschmuck wird überragt von der gewaltigen Taufszene: Johannes tauft Jesus im Jordan. Der Szene gegenüber erhebt sich die Kanzel. Sie war der Ort, von dem die Glaubensbotschaft verkündet wurde. Unter dem Schalldeckel schwebt wie eine heilige Verpflichtung die Taube, das Symbol des Heiligen Geistes.

Nördliches Seitenschiff

Der wichtigste Teil des nördlichen Seitenschiffs ist der Gnadenaltar, Zentrum für die Wallfahrt zu Maria der sieben Schmerzen. Die Marienstatue des Altars ist schon älteren Ursprungs, wurde aber im 17. Jahrhundert umgearbeitet und fand 1733 die heutige Gestalt mit den 7 Schwertern und dem kostbaren Stoffornaten. Das Gnadenbild ist eingerahmt mit einem Kranz Engel, die die Attribute der Vollendung tragen: Szepter, Lilie und Krone. An der linken Wand haben drei Zunftleuchter Platz gefunden, die Josef Wannenmacher gestaltet hat.

An den Wänden im nördlichen Seitenschiff finden sich historische Epitaphien. Das erste ist zur Unkenntlichkeit verwittert. Wahrscheinlich ist es dem Vogt Hans Fesenmeyer (gest. 1627) gewidmet. Es folgen Tafeln für Maria Fesenmeyerin (gest. 1624), Wilhelm Neithart zu Söflingen (gest. 1572), Abt Hieronymus Herzog (1541) und Abt Thomas Holl (gest. 1619). In der nördlichen Seitennische steht der Altar der hl. Gertrud. Das Altarbild stammt von. J. Zick. Die beiden Figuren stellen die hl. Appolonia mit einer Zange (li.) und die hl. Barbara mit Kelch und Turm dar. Hier befindet sich auch das Märtyrergrab des hl. Prosper. Es folgt das Epitaph des Abtes Gregor I. Pfeiffer (gest. 1766). Das Altarbild des linken Seitenaltares zeigt die Eltern Mariens Joachim und Anna mit ihrem in Windeln gewickelten Töchterchen. Es ist die Nachbildung (1893) eines Originals von Konrad Huber, das sich noch im Besitz der Pfarrei befindet. Hier befinden sind auch die Figuren der hl. Afra (Feuer zu ihren Füßen) und der hl. Agatha (Brotkorb im Arm). Die Wachsfigur eines Kindes im Glasschrein dieses Altares ist eine Erinnerung an die Unschuldigen Kinder von Bethlehem, die König Herodes ermorden ließ, da er um seine Macht fürchtete.

Südliches Seitenschiff

Der Altar des hl. Benedikt im südlichen Seitenschiff zeigt den Ordensgründer als ganz in Gold gefasste Gestalt, umgeben von einem Chor der Engel, die Zeichen des Heiligen tragen: Abtsstab, Kelch, Palmzweig und Siegeskranz. Ihm zur Seite stehen zwei seiner Getreuen Maurus (li.) und Placidus. Hier hat auch das Märtyrergrab des hl. Claudius seinen Platz gefunden. Davor, an der rechten Wand, befindet sich eine Gebetsstätte mit dem Bild und den Reliquien des Gründers der Ordensgemeinschaft (Oblaten der Makellosen Jungfrau Maria), des heiligen Eugen von Mazenode, Bischof von Marseille. Die Patres dieser Ordensgemeinschaft waren von 1921 bis 2009 Seelsorger der Pfarrei.

Sich Richtung Westen fortbewegend folgt zwischen den Pfeilern ein kleiner Seitenaltar, der der Heiligen Familie gewidmet ist. Das Altarbild ist die Kopie (1893) eines schwerbeschädigten Originals von Konrad Huber. Beachtenswert sind die Figuren des hl. Florian (li.) und des hl. Sebastian. Das Fatschenkind ist eine Erinnerung an die Unschuldigen Kinder von Bethlehem. In der folgenden Nische befindet sich der Altar der hl. Walburga. Das Bild stammt von J. Zick. Die beiden Figuren stellen den hl. Antonius (li.) und den hl. Franz Xaver dar. Hier befindet sich auch Märtyrergrab des hl. Severinus. Am Pfeiler den Beichtstühlen gegenüber steht die Figur des hl. Johannes Nepomuk, Generalvikar des Bischofs von Prag und Patron des Beichtgeheimnisses.

Den darauffolgenden Pfeiler ziert eine besondere Kostbarkeit, ein Marienbild, um 1633 entstanden. Laut Inschrift wollte ein schwedischer Soldat darauf schießen. Doch es gelang ihm nicht. Der reich geschnitzte Rahmen stammt aus dem Jahr 1755. Die Epitaphien folgender Herren sind an der Südwand angebracht: Freiherr Carl Anton von Wimpffen ( gest. 1766), Wilhelm Güss von Güssenburg zu Glött (gest. 53l), Abt Johannes Spegelin (gest. 1638). Desweiteren finden sich Epitaphe von Priester Petrus Kastler von Langenau und Abt Robert II. Plersch (gest. 1810).

Die Ölbilder am Ausgang stellen Petrus und Maria Magdalena dar. Sie wurden wohl 1804 von F. Maueher gemalt. Die beiden Weihwasserbecken aus Kalkstein sind auf das Jahr 1783 datiert. An den Langhauswänden sind in Stuckrahmen die 14 Kreuzwegstationen angebracht 1804 wurden sie von Konrad Huber gemalt.

Deckenfresken

Wahre Meisterschaft verraten die Deckenfresken, die Januarius Zick 1782/83 schuf. Der große Künstler nimmt die Prägung der Wallfahrtskirche auf und setzt in den Fresken des Hauptschiffes den Sieben Schmerzen, fünf Freuden Mariens entgegen. Über dem Hauptaltar das Bild von Mariä Geburt. In den Zwickeln befinden sich Grisaille-Darstellungen der vier Erdteile.

Es schließt sich das Bild von der Himmelfahrt Mariens an. Hier nahm J. Zick die alte Marienlegende vom „leeren Grab“ auf. Die Zwickel zieren Mariensymbole aus dem Hohen Lied und der Offenbarung.

Es folgt das Bild von der Verkündigung. In der Botschaft des Engels berührt der Lichtstrahl Gottes das Leben Mariens. In den Zwickeln sind folgende Apostel dargestellt: Petrus, Paulus, Andreas, Jakobus d. Ä. Über zwei Joche zieht sich das Hauptbild, die Darstellung im Tempel. Die Grisaillen stellen die Apostel Johannes, Philippus, Bartholomäus und Thomas dar.

Das fünfte Bild über der Eingangstür greift die Begegnung von Maria und Elisabeth auf. Gott hat in das Leben dieser beiden Frauen gewirkt. Die Grisaillen stellen die Apostel Jakobus d. J., Judas Taddäus, Sirnon und Matthäus/Matthias dar. In den gemalten Nischen an den Wänden sind vier Evangelisten festgehalten: rechts Markus und Johannes – links Matthäus und Lukas.

Die Fresken der Seitenschiffe wurden wahrscheinlich teilweise von Schülern des J. Zick. geschaffen. Im nördlichen Seitenschiff sehen, vom Gnadenaltar ausgehend, befinden sich drei Bilder von den Sieben Schmerzen: Grablegung, Kreuzabnahme, Kreuzigung. Das letzte Bild stellt die Gründung des Servitenordens und die Überreichung des schwarzen Skapuliers dar.

Im südlichen Seitenschiff finden wir Bilder aus dem Leben und von der Bedeutung des Heiligen: Tod des Benedikt – Benedikt und Scholastika im Gespräch – Umwandlung des Apoll-Tempels auf dem Monte Casino in eine Kirche durch Benediktinermönche – Der hl. Benedikt als Fürbitter der Sterbenden. An der Unterseite der Orgelempore befindet sich das Fresko von der Klostergründung: Markgraf Konrad von Meißen und seine Frau Luitgard überreichen dem ersten Abt, Andreas von Aichhaim, die Stiftungsurkunde und den Bauplan. In den Zwickeln sind die Stifterwappen zu sehen.

Quelle: Text nach Walter, Theisen, Gührer und Podemniak


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